Deutschland gilt als Vorbild, wenn es um eine funktionierende Infrastruktur und eine innovative Industrie geht. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat Anfang 2020 das Land auf Platz eins des „Bloomberg Innovation Index“ gesetzt. Laut OECD, der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa, spielt Deutschland auch unter den nachhaltigsten Industrieländern ganz vorne mit. Bei Umwelttechnik, der so genannten „Greentech“, die Technologien zum Umweltschutz und erneuerbare Energien entwickelt und herstellt, sieht die OECD in den Top Ten weltweit. Alles prima also?
Nein, auch in Deutschland läuft nicht alles vorbildlich. Nach wie vor gibt es einen großen strukturellen Unterschied zwischen wohlhabenden Regionen und jenen, in denen sich die Menschen abgehängt fühlen. Auch in Deutschland sind die Großstädte die Gewinner des wirtschaftlichen Wachstums. Hamburg, Berlin oder München sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen, sie profitieren von der Ansiedlung von Unternehmen und einer guten Infrastruktur. Gleichzeitig verstärkt sich der Trend der Abwanderung aus den Regionen, in denen es an Arbeit fehlt. Das Problem: Wo weniger Menschen leben, wird es auch immer schwieriger, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Ein Beispiel: Schulen fehlen durch stetige Abwanderung die Schülerinnen und Schüler, Krankenhäuser fehlen die Patientinnen und Patienten. Weil sich die Kommunen das nicht leisten können, schließen sie Einrichtungen oder legen sie zusammen. Für die Menschen in den Regionen bedeutet das eine Verschlechterung der Infrastruktur, die dann ursächlich wird für eine weitere Abwanderung.