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Aha! - Wissen

Aber warum sind gerade Kinder alleinerziehender Elternteile oder Kinder aus kinderreichen Familien so gefährdet? Das liegt oft daran, dass Eltern in solchen Familien gar nicht jede berufliche Tätigkeit annehmen können, die vielleicht „eigentlich“ zur Verfügung stünde. Sozialverbände und Vereine unterscheiden zwei Formen von Arbeit: bezahlte berufliche Tätigkeit, und unbezahlte Familienarbeit.

Eine alleinerziehende Mutter oder Vater bekommen zwar Unterstützung durch den Staat (z.B. Erstausstattung und Kindergeld). Das verhindert aber nicht unbedingt, dass der alleinerziehende Elternteil in Armut abrutscht. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Auch wenn das Kind schon größer ist und in den Kindergarten oder in die Schule geht, ist es oft nicht möglich für die Alleinerziehende oder den Alleinerziehenden, eine Stelle anzunehmen: die Arbeitszeiten lassen sich oft nicht mit der Kinderbetreuung vereinbaren.


Ein ähnliches Problem kann in Familien mit mehreren Kindern entstehen: ein Elternteil kann gezwungen sein, zu Hause zu bleiben, weil die „unbezahlte Familienarbeit“ verrichtet werden muss. Dann kann nur ein Elternteil einer bezahlten beruflichen Tätigkeit nachgehen. Je nach Höhe des Einkommens kann dies ebenfalls in die Armut führen.

Natürlich sind nicht alle Kinder von Eltern ohne deutschen Pass automatisch von Armut gefährdet. Doch der Anteil der armutsgefährdeten Personen unter Zugewanderten ist doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund.
In Deutschland hatte 2018 jede vierte Person einen sogenannten „Migrationshintergrund“. Besonders armutsgefährdet sind darunter diejenigen Menschen, die erst vor kurzem mehr oder weniger unfreiwillig nach Deutschland gekommen sind — zum Beispiel als Geflüchtete. Das bedeutet oft, dass Schul- und Berufsabschlüsse nicht anerkannt werden. Eine wichtige Ressource ist Sprache: ohne Deutschkenntnisse hat man auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen. Aber auch Ämtergänge, die Wohnungssuche, die Beschaffung wichtiger Information sind erschwert. Dazu kommen offener oder verdeckter Rassismus und Diskriminierung. All diese Gründe haben oft zur Folge, dass nur bestimmte, schlechter bezahlte Tätigkeiten in Frage kommen.

Tipp

Lies Statistiken immer mit Vorsicht: was sagen sie uns? Was sagen sie uns vielleicht nicht? Welche Arbeit wird erfasst — welche nicht? Wie das Beispiel der „unbezahlten Familienarbeit“ zeigt, gibt es Formen von Arbeit, die geleistet werden, aber „unsichtbar“ sind. Hör deinen Mitschüler*innen genau zu, wenn sie von unangenehmen Erfahrungen erzählen: der erste Schritt zur Gleichbehandlung ist, Ungleichbehandlung zu erkennen.